
Gute Nachrichten f?r Deutschlands Fu?ball-Unterbau. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE pr?ft die ARD derzeit einen Ausbau der Sportschau. Schon zur kommenden Saison sollen Regionalliga-Spiele vor der Bundesliga ausgestrahlt werden, um die Zuschauer auf eine neue Profiliga einzustimmen.
Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, soll die Sportschau schon ab der Saison 2006/2007 erweitert werden. Vor der Bundesliga, die laut des neuen Fernsehvertrags erst ab 18.30 Uhr statt wie bisher 18 Uhr ausgestrahlt werden darf, soll es eine zwanzigmin?tige Zusammenfassung der Regionalliga-Spiele geben. "Wir sind derzeit in der Planung wie wir diese 20 Minuten f?llen. Eine ?berlegung dabei ist, die Topspiele der Regionalligen zu zeigen", sagte WDR-Sportchef Heribert Fassbender SPIEGEL ONLINE. Beim DFB kommt die Angebotserweiterung der Sportschau gut an: "Wir sind von der ARD dar?ber in Kenntnis gesetzt worden und sind sehr angetan von dieser Idee", so DFB-Sprecher Harald Stenger zu SPIEGEL ONLINE.
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ARD-Kamera beim Regionalligisten FC St. Pauli: "Sind in Planungen"
Gezeigt werden sollen vornehmlich Traditionsvereine wie der FC St. Pauli, Darmstadt 98, Union Berlin, die Stuttgarter Kickers oder Holstein Kiel, "wenn diese Clubs um die Spitze spielen", so Fassbender. Zudem pr?fe die ARD laut Fassbender die Option, wahlweise die Zusammenfassung eines Spiels der Frauen-Bundesliga oder einer Begegnung der Premier League zu ?bertragen. Hauptziel des neuen Formats: mehr Begeisterung f?r die kleinen Clubs wecken. Denn f?r die Spielzeit 2008/2009 ist die Einf?hrung einer eingleisigen dritten Liga (siehe Info-Kasten) geplant.
Die erh?hte TV-Pr?senz ist eine Art Quersubvention. Denn die Regionalliga kann nur dann st?rker werden, wenn die Clubs zus?tzliche Gelder bekommen. Die Einnahmen aus den laufenden TV-Vertr?gen sichern einem Drittligisten bislang 387.000 Euro pro Saison zu. Das ist f?r die Vereine heute schon zu wenig, denn sie m?ssen als nominelle Amateurvereine faktisch Profifu?ball finanzieren, ohne entsprechende Einnahmen zu haben.
In der Zweiten Bundesliga erhalten die Clubs - je nach Tabellenplatz - etwa vier Millionen Euro, Erstligisten k?nnen bis zu 27 Millionen einnehmen. Eine L?cke, die durch Umverteilung der TV-Einnahmen (siehe Info-Kasten) nur schwierig zu schlie?en ist. Hinzu kommt, dass der m?chtige FC Bayern seit Jahren bei der Verteilung der Fernsehgelder auf einen h?heren Anteil f?r die Topvereine dr?ngt, damit diese international konkurrenzf?hig bleiben k?nnen. Auch mit dem Ausstieg aus der solidarischen Zentralvermarktung hatten die Bayern schon des ?fteren gedroht.
Durch die erh?hte TV-Pr?senz k?nnen Regionalligisten durch den Abschluss von TV-relevanten Sponsorenvertr?gen dringend ben?tigte Mehreinnahmen generieren. In diesem Bereich liegt Millionenpotenzial versteckt, gerade was Banden- und Trikotwerbung betrifft. Denn w?hrend die bisherigen Zusammenfassungen der Regionalligen am Samstag in den dritten Programmen der ARD sechsstellige Zuschauerzahlen haben, d?rfen sich die Vereine k?nftig auf 2,5 bis 3 Millionen Fans an den Bildschirmen freuen. Das zumindest ist eine realistische Gr??e f?r die 20 Minuten vor der Bundesliga. Die ARD-interne Vorgabe entspricht in etwa der durchschnittlichen Einschaltquote der DSF-Bundesliga-Zusammenfassung am Sonntag. Selbst die zweite Liga kann von dieser TV-Reichweite nur tr?umen. Mit Hilfe dieser neuen Ertragsquelle lassen sich f?r die Regionalligisten zus?tzliche Millionenbeitr?ge akquirieren.
Ein Beispiel: Regionalliga-Topclubs wie der FC St. Pauli haben in den vergangenen beiden Jahren sch?tzungsweise rund eine halbe Million Euro von ihrem Trikotpartner ?berwiesen bekommen. Schlie?en diese Traditionsclubs k?nftig neue Vertr?ge mit der Option auf h?ufige Pr?senz in der Sportschau ab, d?rfte die Fl?che auf der Spielerbrust bis zu 1,5 Millionen Euro wert sein. Auch im Bandenbereich lassen sich durch die erh?hte TV-Pr?senz Summen in bis zu sechsstelliger H?he pro Saison zus?tzlich generieren. So schlie?t sich die L?cke zwischen der zweiten und der dritten Liga von alleine, den finanziellen Mehraufwand zur Erh?hung der Liga-Qualit?t leisten die Sponsoren, die wiederum ?fter und prominenter im TV vertreten sind.
Ein Deal, der sich langfristig f?r alle Seiten lohnt. Schlie?lich wird man beim DFB, wenn sich die neue Liga mit Traditionsvereinen wie Holstein Kiel, St. Pauli oder dem SV Darmstadt 98 etabliert hat, wohl kaum den Entwicklungshelfer ARD vergessen oder ihm gar horrende Summen f?r die ?bertragung der neuen dritten Liga abkn?pfen. Win-Win-Situation nennt das der Marketing-Experte, in diesem Fall kann man sogar von einer Win-Win-Win Situation sprechen. F?r den DFB, die ARD und die Vereine - und vielleicht sogar f?r den oft pathetisch strapazierten deutschen Fu?ball.